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STATION 17: Oui Bitte (CD)

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»Oui Bitte«, das elfte Studioalbum von Station 17, wurde in intensiver Arbeit und nicht selten bis spät in die norddeutsche Nacht auf dem Forellenhof in Nordhastedt produziert. Mit müden Augen saß das Musikerkollektiv so für gewöhnlich zu vorgerückter Stunde beisammen und hörte die Takes durch, die das Tagwerk hervorgebracht hatte. Ist der zwingende Rhythmus als Königsdisziplin der 1989 gegründeten Band in ihrem Werk immer schon angelegt, ergab sich spätestens beim housigen „Hausmann“ kollektiv der Wunsch: hier muss ein Remix her! Der Wunsch wuchs und legte sich über das gesamte Album ...

Format: Remix-Album
Jahr: 2023
Label: bureau b, BB431

 

Remixalben haben dabei in der über 30 Jahre währenden Geschichte des Kollektivs bereits Tradition: 2001 erschien beim legendären Label Mute Records, das nicht nur Depeche Mode zu Ruhm verholfen hatte, das Album „Mikroprofessor“ mit Remixen von etwa DJ Koze, Thomas Fehlmann, Justus Köhncke oder To Rococo Rot. Im Jahr 2011 folgten die „Goldstein Variationen Remixes“, darunter Versionen von Erobique, Tobias Thomas, aber auch von Ada und Mense Reents, die uns auch hier wiederbegegnen.

Zaghaft fing die Band also an, ihre Lieblingsproduzent/innen anzufragen, die ohne Umschweife komplett zusagten. So stand schon bald ein hochkarätiges Remixalbum mit dem Who-is-Who der hiesigen Landschaft elektronischer Musik im Raum. Und auch, wenn die Grundlagen der Stücke wiedererkennbar sind, ist hier ein gänzlich neues Hörerlebnis entstanden, das durch die Versiertheit der Beteiligten und ihre Expertise zu einem eigenständigen Werk gewachsen ist, das sich auch losgelöst vom Ausgangsmaterial genießen lässt. Wie von Zauberhand entsteht ein zugleich stringenter und abwechslungsreicher Vibe, der »Oui Mixe« zu mehr macht als nur eine Ergänzung zu »Oui Bitte«.

Los geht es gleich mit Berghain-Stammgast Efdemin, der sich den Instrumentalsong »20.000 Meilen unter dem Mond« vornimmt. Efdemin, bürgerlich Phillip Sollmann, gehörte zum Kern von Dial Records und veröûentlicht heute bei Ostgut Ton. Er gilt als einer der wichtigsten Protagonisten im gegenwärtigen Techno, versteht er es in seiner Arbeit doch wie kein zweiter, zugleich an die Erfahrung auf dem Dancefloor als auch an den heimischen Lautsprechern zu denken. Es ist nur konsequent, dass er neben seinen Platten als Efdemin nebenbei regelmäßig auch experimentelle, avantgardistische Projekte vorlegt.

»Hausmann«, der Keim der Remix-Idee, ist wiederum bei Paul Frick in besten Händen, in denen sich der discoide Song von Station 17 in eine Hi-NRG-House-Nummer verwandelt. Paul Frick ist nicht nur ein Drittel von Brandt-Brauer-Frick, sondern aktuell auch Mitglied der legendären Tangerine Dream – eine Lieblingsband im Hause Station 17. Pauls Version ist ein Floorfiller für Leute, die sich einbilden, dass sie müde sind und vom durchdringenden Klang eines Besseren belehrt werden.

Pantha du Prince greift die Energie des gesamten Albums auf, wenn er »Pusch« auf einer drückenden Bassdrum neu aufbaut. Die Harmonien drängen immer mehr in seine Bearbeitung hinein, die zum Mosaik wächst, eigene Handschrift verbindet mit einer sensiblen Annäherung ans Papier der Grundlage. Pantha du Prince, der mit »This Bliss« und »Black Noise« moderne Klassiker elektronischer Musik veröûentlicht hat, befand sich während der Produktion in Thailand. Während er im Studio auf der Insel Ko Pha-ngan den Remix produzierte, stahl ihm eine Aûenbande seine Nüsse: »Pantha du Prince Sharing Lunch with Apes RMX« – Poesie, die nur das Leben schreiben kann.

Die Andreas Dorau-Nummer »Der Monat« wird von Toto Belmont aus Helsinki bearbeitet. Seine Vorliebe für Produktionen aus dem Hardwax-Spektrum sind klar hörbar, doch hat Kimmo Saastamoinen, so der eigentliche Name, längst einen eigenen Sound gefunden: Subtil antreibend, immer leicht melancholisch und mit wabernden Delays gespickt, in die man sich hineinlegen möchte. »Mo-Di-Mi-Do-Fr-Sa-So« – mit dieser Musik ist es vielleicht weniger zu fürchten, dass es »den ganzen Monat noch so« bleibt.

Die Projekte, in denen Mense Reents schon mitgewirkt hat, sind unaufzählbar. Beschränken wir uns hier einmal auf seine elektronischen Projekte Egoexpress und Die Vögel – und natürlich Die Goldenen Zitronen, zu deren unglaublich versierten Musikarbeitern er zählt. Der Song »Bewegung« erhält bei ihm einen subtilen Dancehall-Riddim und so viele erstaunliche, im Sound herumfliegende Details, dass hier ohne Zweifel ein close-listening empfohlen ist.

Die größte Überraschung liefert wohl Ada: Statt das erneut mit Dorau aufgenommene Stück »Aufgehoben« ebenfalls in den Club zu verlegen, schrieb sie einfach eine neue Musik um den Gesang herum, sang selbst darüber, während sie die Spurenelemente des Originals aufgriff. Im Club könnte dieser Song die Rolle des letzten Stückes nach einer wilden Nacht einnehmen: Das Licht geht wieder an, doch der Körper ist noch mittendrin – und so hebt sich die Seele mit der Musik in eine Sphäre, die nur ihr vorbehalten ist: Glückseligkeit. Michaela Dippel wagt sich somit am weitesten weg von der Grundlage und bleibt ihr doch treu: Sie hat die Melodie aufgehoben, die da (laut Text) am Boden lag, hat sie gesungen – und es hat schön geklungen. Inhalt und Form verbinden sich und ergeben
eine neue Form, an der sich die kreative Freiheit ablesen lässt, die Station 17 erzeugen.

Zum Abschluss fahren wir dann mit Lawrence langsam vom Forellenhof zurück in urbanere Gefilde. Bei Nacht, durch die Provinz, bis immer mehr Lichter auftauchen und wir uns schließlich inmitten einer Stadt wiederfinden, die nicht zu schlafen scheint: Mit viel Dub wird so »Das Rasen« in den Händen von Dial Records-Gründer Pete Kersten zu einem Deep-House-Track, wie er nur von ihm stammen kann. Eine angenehm weich stampfende Bassdrum treibt den melancholischen Arpeggiator-Synth an. Station 17 are alive and kickin‘ – in eigenen und in fremden Gewändern.

Text: Hendrik Otremba


Track 1: Additional instruments (Hurdy Gurdy, Electric Bass, Farfisa) and production by Philllip Sollmann at the Meadow, Berlin 2023
Track 2: Remix and additional production by Paul Frick, Berlin
Track 3: Remix and additional production by Hendrik Weber, Ko Pha-ngan
Track 4: Remix and additional production by Kimmo Saastamoinen, Helsinki
Track 5: Remix and additional production by Mense Reents, Hamburg
Track 6: Remix and additional production by Michaela Dippel, Hamburg
Track 7: Remix and additional production by Pete Kersten, Berlin


Das Station 17 Kollektiv:
Sebastian Stubner - Synthie, Gesang
Ernesto Schnettler - Gitarre, Gesang
Siyavash Gharibi - Percussion, Gesang
Phillip Riedel - Synth
Christian Fleck - Synth
Nils Kempen - Gitarre, Synth
Hauke Röh - Bass
Philipp Wulf - Schlagzeug, Rhythmusmaschine, Field Recordings
Birgit Hohnen - Stimme und Text auf Bewegung
Andreas Dorau - Gesang und Text auf Aufgehoben und Der Monat
Kai Boysen - Text
Matthias Knoop - ab sofort Bass
Wir danken der ganzen barner 16 für die Unterstützung.
 

Musik: Station 17 außer Der Monat (Musik: Andreas Dorau, Tim Lorenz)
 

Original-Band-Aufnahme: René Huthwelker im Forellenhof Riesewohld
Mix: Tobias Levin im Electric Avenue Studio, Hamburg
Mastering: Alexander von Hörsten, Hamburg
 

Covergemälde: Birte Seidensticker, Galerie Die Schlumper
Foto: Tim Brüning
Gestaltung: Kerstin Holzwarth
Linernotes: Hendrik Otremba

 

Initiative MusikGefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH
im Rahmen von Neustart Kultur
mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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