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STATION 17: Oui Mixe (LP)

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»Oui Bitte«, das elfte Studioalbum von Station 17, wurde in intensiver Arbeit und nicht selten bis spät in die norddeutsche Nacht auf dem Forellenhof in Nordhastedt produziert. Mit müden Augen saß das Musikerkollektiv so für gewöhnlich zu vorgerückter Stunde beisammen und hörte die Takes durch, die das Tagwerk hervorgebracht hatte. Ist der zwingende Rhythmus als Königsdisziplin der 1989 gegründeten Band in ihrem Werk immer schon angelegt, ergab sich spätestens beim housigen „Hausmann“ kollektiv der Wunsch: hier muss ein Remix her! Der Wunsch wuchs und legte sich über das gesamte Album ...

Format: Remix-Album
Jahr: 2023
Label: bureau b, BB431

 

Remixalben haben dabei in der über 30 Jahre währenden Geschichte des Kollektivs bereits Tradition: 2001 erschien beim legendären Label Mute Records, das nicht nur Depeche Mode zu Ruhm verholfen hatte, das Album „Mikroprofessor“ mit Remixen von etwa DJ Koze, Thomas Fehlmann, Justus Köhncke oder To Rococo Rot. Im Jahr 2011 folgten die „Goldstein Variationen Remixes“, darunter Versionen von Erobique, Tobias Thomas, aber auch von Ada und Mense Reents, die uns auch hier wiederbegegnen.

Zaghaft fing die Band also an, ihre Lieblingsproduzent/innen anzufragen, die ohne Umschweife komplett zusagten. So stand schon bald ein hochkarätiges Remixalbum mit dem Who-is-Who der hiesigen Landschaft elektronischer Musik im Raum. Und auch, wenn die Grundlagen der Stücke wiedererkennbar sind, ist hier ein gänzlich neues Hörerlebnis entstanden, das durch die Versiertheit der Beteiligten und ihre Expertise zu einem eigenständigen Werk gewachsen ist, das sich auch losgelöst vom Ausgangsmaterial genießen lässt. Wie von Zauberhand entsteht ein zugleich stringenter und abwechslungsreicher Vibe, der »Oui Mixe« zu mehr macht als nur eine Ergänzung zu »Oui Bitte«.

Los geht es gleich mit Berghain-Stammgast Efdemin, der sich den Instrumentalsong »20.000 Meilen unter dem Mond« vornimmt. Efdemin, bürgerlich Phillip Sollmann, gehörte zum Kern von Dial Records und veröûentlicht heute bei Ostgut Ton. Er gilt als einer der wichtigsten Protagonisten im gegenwärtigen Techno, versteht er es in seiner Arbeit doch wie kein zweiter, zugleich an die Erfahrung auf dem Dancefloor als auch an den heimischen Lautsprechern zu denken. Es ist nur konsequent, dass er neben seinen Platten als Efdemin nebenbei regelmäßig auch experimentelle, avantgardistische Projekte vorlegt.

»Hausmann«, der Keim der Remix-Idee, ist wiederum bei Paul Frick in besten Händen, in denen sich der discoide Song von Station 17 in eine Hi-NRG-House-Nummer verwandelt. Paul Frick ist nicht nur ein Drittel von Brandt-Brauer-Frick, sondern aktuell auch Mitglied der legendären Tangerine Dream – eine Lieblingsband im Hause Station 17. Pauls Version ist ein Floorfiller für Leute, die sich einbilden, dass sie müde sind und vom durchdringenden Klang eines Besseren belehrt werden.

Pantha du Prince greift die Energie des gesamten Albums auf, wenn er »Pusch« auf einer drückenden Bassdrum neu aufbaut. Die Harmonien drängen immer mehr in seine Bearbeitung hinein, die zum Mosaik wächst, eigene Handschrift verbindet mit einer sensiblen Annäherung ans Papier der Grundlage. Pantha du Prince, der mit »This Bliss« und »Black Noise« moderne Klassiker elektronischer Musik veröûentlicht hat, befand sich während der Produktion in Thailand. Während er im Studio auf der Insel Ko Pha-ngan den Remix produzierte, stahl ihm eine Aûenbande seine Nüsse: »Pantha du Prince Sharing Lunch with Apes RMX« – Poesie, die nur das Leben schreiben kann.

Die Andreas Dorau-Nummer »Der Monat« wird von Toto Belmont aus Helsinki bearbeitet. Seine Vorliebe für Produktionen aus dem Hardwax-Spektrum sind klar hörbar, doch hat Kimmo Saastamoinen, so der eigentliche Name, längst einen eigenen Sound gefunden: Subtil antreibend, immer leicht melancholisch und mit wabernden Delays gespickt, in die man sich hineinlegen möchte. »Mo-Di-Mi-Do-Fr-Sa-So« – mit dieser Musik ist es vielleicht weniger zu fürchten, dass es »den ganzen Monat noch so« bleibt.

Die Projekte, in denen Mense Reents schon mitgewirkt hat, sind unaufzählbar. Beschränken wir uns hier einmal auf seine elektronischen Projekte Egoexpress und Die Vögel – und natürlich Die Goldenen Zitronen, zu deren unglaublich versierten Musikarbeitern er zählt. Der Song »Bewegung« erhält bei ihm einen subtilen Dancehall-Riddim und so viele erstaunliche, im Sound herumfliegende Details, dass hier ohne Zweifel ein close-listening empfohlen ist.

Die größte Überraschung liefert wohl Ada: Statt das erneut mit Dorau aufgenommene Stück »Aufgehoben« ebenfalls in den Club zu verlegen, schrieb sie einfach eine neue Musik um den Gesang herum, sang selbst darüber, während sie die Spurenelemente des Originals aufgriff. Im Club könnte dieser Song die Rolle des letzten Stückes nach einer wilden Nacht einnehmen: Das Licht geht wieder an, doch der Körper ist noch mittendrin – und so hebt sich die Seele mit der Musik in eine Sphäre, die nur ihr vorbehalten ist: Glückseligkeit. Michaela Dippel wagt sich somit am weitesten weg von der Grundlage und bleibt ihr doch treu: Sie hat die Melodie aufgehoben, die da (laut Text) am Boden lag, hat sie gesungen – und es hat schön geklungen. Inhalt und Form verbinden sich und ergeben
eine neue Form, an der sich die kreative Freiheit ablesen lässt, die Station 17 erzeugen.

Zum Abschluss fahren wir dann mit Lawrence langsam vom Forellenhof zurück in urbanere Gefilde. Bei Nacht, durch die Provinz, bis immer mehr Lichter auftauchen und wir uns schließlich inmitten einer Stadt wiederfinden, die nicht zu schlafen scheint: Mit viel Dub wird so »Das Rasen« in den Händen von Dial Records-Gründer Pete Kersten zu einem Deep-House-Track, wie er nur von ihm stammen kann. Eine angenehm weich stampfende Bassdrum treibt den melancholischen Arpeggiator-Synth an. Station 17 are alive and kickin‘ – in eigenen und in fremden Gewändern.

Text: Hendrik Otremba


Track 1: Additional instruments (Hurdy Gurdy, Electric Bass, Farfisa) and production by Philllip Sollmann at the Meadow, Berlin 2023
Track 2: Remix and additional production by Paul Frick, Berlin
Track 3: Remix and additional production by Hendrik Weber, Ko Pha-ngan
Track 4: Remix and additional production by Kimmo Saastamoinen, Helsinki
Track 5: Remix and additional production by Mense Reents, Hamburg
Track 6: Remix and additional production by Michaela Dippel, Hamburg
Track 7: Remix and additional production by Pete Kersten, Berlin


Das Station 17 Kollektiv:
Sebastian Stubner - Synthie, Gesang
Ernesto Schnettler - Gitarre, Gesang
Siyavash Gharibi - Percussion, Gesang
Phillip Riedel - Synth
Christian Fleck - Synth
Nils Kempen - Gitarre, Synth
Hauke Röh - Bass
Philipp Wulf - Schlagzeug, Rhythmusmaschine, Field Recordings
Birgit Hohnen - Stimme und Text auf Bewegung
Andreas Dorau - Gesang und Text auf Aufgehoben und Der Monat
Kai Boysen - Text
Matthias Knoop - ab sofort Bass
Wir danken der ganzen barner 16 für die Unterstützung.
 

Musik: Station 17 außer Der Monat (Musik: Andreas Dorau, Tim Lorenz)
 

Original-Band-Aufnahme: René Huthwelker im Forellenhof Riesewohld
Mix: Tobias Levin im Electric Avenue Studio, Hamburg
Mastering: Alexander von Hörsten, Hamburg
 

Covergemälde: Birte Seidensticker, Galerie Die Schlumper
Foto: Tim Brüning
Gestaltung: Kerstin Holzwarth
Linernotes: Hendrik Otremba

 

Initiative MusikGefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH
im Rahmen von Neustart Kultur
mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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STATION 17: Oui Bitte (LP)

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Eigentlich wollten Station 17 nach einer Phase der Distanz nur mal wieder beim Musizieren gemeinsam in einem Raum stehen. Sie fuhren raus aus Hamburg, auf eine abgelegene Anlage im Schleswig-Holsteinischen Hügelland der Hohen Geest, und spielten neue Songskizzen – den ganzen Tag und bis spät in die Nacht hinein. Das Ergebnis wollten sie im Anschluss auf einem Konzert in der Hamburger Fabrik live spielen. Dass zu den Resultaten dann gleich auch ein ganzes Album zählen würde, hatte keiner aus derBand erwartet. Doch die Musik sagte es ihnen mal wieder selbst: das, was hier in der Strahlkraft des Moments entstanden war, ließ sich nicht reproduzieren. Ein Glücksmoment für das Bandkollektiv. »Oui Bitte«, Station 17-Album No. 11, war entstanden. Ganz unverhofft, zwischen Pool und Forellenteich ..

Format: Vinyl-LP (Album)
Jahr: 2023
Label: bureau b, BB430

So zeigt sich hier wieder mal und dabei par excellence: Die Musik von Station 17 ist vor allen Dingen so gut, weil es eine so große Freude bereitet, sie anzuhören. Woran liegt das? Nun, zunächst einmal bietet sie ganz unterschiedliche Zugänge! So kann man sich wahlweise auf das intuitive Referenzspiel einlassen, das hier betrieben wird, kann dabei den nachgezeichneten Genrelinien folgen (also: mit Wissen hören), kann sich aber auch an den poetischen Erzählungen orientieren, die in wenigen Worten einen weiten Nachklang eröffnen. Oder man lässt sich ganz einfach vom treibenden, elegischen Rhythmusspiel mitnehmen; liegend, tanzend, wie es gerade kommt. Alles scheint möglich in der Grenzenlosigkeit dieser Musik. Die sieben Stücke nämlich spülen diese offenherzigen Einladungen in einen fließenden, ästhetischen Strom, bündeln sie zu einem Genuss, der die eigene Disposition vergessen lässt.
»Oui Bitte« zeigt Station 17 als Band des Expertentums in einer Art akustischer Transzendenz. Hier wird im dichten Zusammenspiel Musik gemacht, die sowohl Körper als auch Geist zugehört – was letzteren zu befreien weiß. Und dabei zwingt die Musik von Station 17 einen angenehm sanft dazu, sich auf all das gleichermaßen einzulassen. Schon in den Field-Recordings der Brandung nämlich, mit denen »20.000 Meilen unter dem Mond« nachtklar beginnt, wird ein Pakt angeboten: die Kontrolle also der Musik zu übergeben, aufs offene Meer zu schwimmen, auf sich zurückgeworfen zu sein – um sich dann den Schallwellen hinzugeben. Der Auftakt erscheint programmatisch: In den folgenden 40 Minuten reißt es einen davon, wird man belustigt, katapultiert, geerdet, bewegt. »Oui Bitte« schafft es, dass der Resonanzkörper eintaucht, abdriftet, anspült, abhebt. Die Landung dann: immer sanft! Größte Kontinuität ist der positive Vibe, ein Flugbegleiter, wohltuend, mehr Hülle als Irritation. Station 17 produzieren keine Staudammbrüche, sie ebnen Flussbetten.
»Bewegung« dann zeigt sich als Höhepunkt des Albums und als Manifestation der Idee Station 17. Beweg deinen Geist und bewege deinen Körper, spricht Birgit Hohnen, eine mittlerweile verstorbene Wegbegleiterin der Gruppe, die mittels Sample in die Gegenwart eines Songs projiziert wird, der mit geschlossenen Augen ohne Weiteres ein meditatives Abheben erlaubt. Doch auch die latente Melancholie, die in diese futuristische Vergangenheitsmusik Einzug hält, bleibt warm, bleibt herzlich, bleibt Einladung: in die klangliche Utopie einer schöneren Welt, die dieses Album zu diesem Zeitpunkt und diese Band ohnehin auf akustischer Ebene unlängst für sich etabliert hat..
Am Ende dann wird Zeit gelassen, wird ein weiter Raum entworfen, werden Meter gemacht. In der Ruhe des letzten Songs zeigt sich dabei im Titel ein Widerspruch: »Das Rasen«. Doch der Widerspruch löst sich auf: Hört man ganz genau hin, gleitet man durch das hohe Gras der Wiese, auf die sich zu legen und zuzuhören »Oui Bitte« einlädt.
Ja, bitte: Repeat!

Text: Hendrik Otremba


Das Station 17 Kollektiv:
Sebastian Stubner - Synthie, Gesang
Ernesto Schnettler - Gitarre, Gesang
Siyavash Gharibi - Percussion, Gesang
Phillip Riedel - Synth
Christian Fleck - Synth
Nils Kempen - Gitarre, Synth
Hauke Röh - Bass
Philipp Wulf - Schlagzeug, Rhythmusmaschine, Field Recordings
Birgit Hohnen - Stimme und Text auf Bewegung
Andreas Dorau - Gesang und Text auf Aufgehoben und Der Monat
Kai Boysen - Text
Matthias Knoop - ab sofort Bass
Wir danken Cajetan Ebel, Lukas Lutze und der ganzen barner 16 für die Unterstützung.
 

Musik: Station 17 außer Der Monat (Musik: Andreas Dorau, Tim Lorenz)
 

Aufnahme: René Huthwelker im Forellenhof Riesewohld
Mix: Tobias Levin im Electric Avenue Studio, Hamburg
Mastering: Alexander von Hörsten im Syrinx Studio, Hamburg
 

Covergemälde: Birte Seidensticker, Galerie Die Schlumper
Foto: Tim Brüning
Gestaltung: Kerstin Holzwarth
Linernotes: Hendrik Otremba

 

Initiative MusikGefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH
im Rahmen von Neustart Kultur
mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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STATION 17: Werkschau (LP)

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Diese Jubiläums-Compilation ermöglicht einen Einstieg in den Kosmos der Pioniere der inklusiven Musikproduktion.

Format: Vinyl-LP (Compilation)
Jahr: 2019
Label: bureau b, BB307

Wer Station 17 über die vergangenen drei Jahrzehnte verfolgt hat, der weiß: daseinzig Beständige an dieser Band istd er Wandel. Sich zu entwickeln, Musik zu dehnen, Grenzbereiche auszutesten ‒ darum ging es stets, seit sich die Band 1989 als Projekt einer Wohngruppe für geistigbehinderte Menschen ‒ der Wohngruppe 17 ‒ in Hamburg gründete. Initiiert wurde das ganze Projekt damals von KaiBoysen, einem Independent-Musiker, der dort as Heilerzieher arbeitete. Das Kollektiv begann als kreatives und soziales Projekt und war das Erste seiner Art, das Musiker mit und ohne Behinderung in der alternativen Musikszene verbindet. Elf offizielle Alben (davon zwei Remix-Alben) erschienen seither. Im Laufe dieser Jahre emanzipierte sich Station 17 immer mehr vom Grundgedanken des reinen kreativ-sozialen Projekts und entwickelte sich mit ihrem eigenen Mix aus Elektronik, Krautrock, Disco, Noise und Pop zu einer international bedeutenden Formation im Bereich des experimentellen Indierock. Auf dieser langen und bewegten Reise spielte das Kollektiv über 800 Konzerte in vielen europäischen Ländern, es wurden zwei abendfüllende Dokumentarfilme gedreht und es gab zahlreiche musikalische Kollaborationen mit anderen renommierten Künstler*innen wie HOLGER CZUKAY, FETTES BROT, BARBARA MORGENSTERN, ANDREAS DORAU, DJ KOZE,DIE TOTEN HOSEN u.v.a.

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STATION 17: Ausblick (LP)

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Format: Vinyl-LP (Album)
Jahr: 2019
Label: bureau b, BB307

Es gehört zu den schönsten Eigenheitend er Popmusik, dass sie keine Regeln befolgen muss.Dass sie es mit fast hundertprozentigem Anteil eben doch tut und die Ketten des Marktes und der Erwartung niemals abstreift - geschenkt. Ausgelatschte Pfade sind nicht die gewählte Route von Station 17, einer Band, die noch viel zu oft als „Projekt“ bezeichnet wird. Dieses „Projekt“ gibt es mittlerweile immerhin schon dreißig Jahre. Auf eine derart lange Geschichte können nicht viele Bands zurückblicken. Passend zu diesem Jubiläum erscheint nun neben einer Werkschau auch ein neues Album mit dem Titel „Ausblick“. Quasi derZwilling zum vorherigen Album „Blick“: eine Sammlung spannender Kollaborationen.
Entstanden in einem abgelegenen Studio im beschaulichen norddeutschen Niebüll. Krautlegenden wie Günter Schickert oder faUSt, der freundlichen Seite der Elektronik zugewandte Musiker wie Schneider TM oder Ulrich Schnauss; allen ist gemein, dass sie sich der Produktions- und Kompositionsweise von Station 17 angepasst haben, keinen patriarchalen Stempel aufdrücken wollen, sondern sich einfügen in einen Arbeitsprozess, der ausschließlich im Hier und Jetzt angesiedelt ist.
„Die Stadt verschwimmt vor dem Gesicht“ heißt es beispielsweise in „Die Mittagssonne friert“, und es ist erstaunlich, wie sehr sich die Bilder, die die Musik evoziert, decken mit den Bildern, die in den sehr klugen, nahezu weisen Texten gepinselt werden.
Es ist die Unmittelbarkeit, die „Ausblick“ so ungemein eigen macht,ein wohl gemutes Verwischen von Distanz, das im verkifften Dub ebenso gut funktioniert wie in den leicht neben der Kappe sitzenden, krautigen Elektro-Tracks. Niemals werden Sounds aufdringlich, mit nichten schleicht sich ein Gefühl von Bemühtheit ein. Alles fließt, und dennoch steht jedes einzelne Lied für sich - als Mittler von Experiment und Popsong, von Ziellosigkeit und dieser schwer zubeschreibenden Exaktheit, die sich nur einstellen kann, wenn eine Band sehr genau weiß, was sie tut.

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STATION 17: Blick

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Format: Vinyl-LP + Bonus-CD (Album)
Jahr: 2019
Label: bureau b, BB 285

Gäste: Jean-Hervé Perron und Zappi Diermaier von faUSt, Günter Schickert, Ulrich Schnauss, Pyrolator, Harald Grosskopf & Eberhard Kranemann, Andreas Dorau, Schneider TM, Andreas Spechtl und Datashock.

„Die Dinge starren mich an, mich starren die Dinge an“

Man stellt sich ein Miami-Vice-Remake in der Hansestadt Hamburg vor, Großstadtgetümmel, blitzende Autos, Leuchtreklamen summen. Der Helge-Schneider-artige Protagonist sitzt in seinem weißen Maserati-Cabrio und lässt die Reifen schreien. Aus dem Radio spielt der geschmeidig treibende Sound von Station 17 und wir cruisen los – ins neue Album “Blick”, veröffentlicht beim Hamburger Elektro-Label Bureau B. Nachdem die Band mit dem Vorgänger “Alles für alle” ihr erstes klassisches Pop-Album veröffentlichte, folgt mit “Blick” die dreifache Rolle rückwärts. Dies kann niemanden überraschen, der dem Schaffen der Band, die von MusikerInnen mit und ohne Behinderungen gegründet wurde, seit nunmehr knapp 30 Jahre verfolgt. So gehört das Experiment seit jeher zum Extrakt der Band, der musikalische Grenzgang gehört zum Konzept. Um für die Aufnahmen von “Blick” den Staub der Stadt und der modernen Welt abzuschütteln, entschieden sich Station 17, für drei Wochen ins Watt’n Sound-Studio an der Nordsee zu emeritieren. In der sommerlichen Abgeschiedenheit des Küstenidylls befreite die Band ihren Sound aus dem Pop-Korsett der letzten Platte, um sich ganz der freien Improvisation hinzugeben.Die Musik sollte gegenwärtig sein, nur im Augenblick existieren. Keine festgelegten Strukturen, keine vorher getexteten Lyrics – nicht einmal eine Grundtonart wurde vorgegeben. Durch diese radikale, schöpferische Freiheit entstand mit “Blick” ein Werk, dasmit einem Ende an die ganz großen Krautrocker wie Popol Vuh andocken kann und auf der anderen Seite in Teilen an eine entspannte, wärmere und gesangreduzierte Version von “Die Entstehung der Nacht” der Goldenen Zitronen erinnert. Der Vergleich zu den Granden des experimentellen, improvisationslastigen Elektro-Krautmusik liegt nahe, befinden sich im illustren Kreis der Kollaborateure auf diesem Album Andreas Dorau, Jean-Hervé Péron und Zappi Diermaier von faUSt, Andreas Spechtl (Ja, Panik!), Pyrolator, Grosskopf Kranemann, Datashock, Günter Schickert und eben auch Ulrich Schnauss, mittlerweile Mitglied der deutsche Elektronikgruppe Tangerine Dream. In deren Tradition dokumentiert die Musik von “Blick” den reinen, unmittelbareren und unverfälschten Austausch zwischen den Musikerinnen von Station 17. Das Spektrum dieses“Dialogs” wird durch die musikalischen Gäste erweitert – tontechnisch festgehalten von DirkDresselhaus alias Schneider TM.Der Opener mit dem wundervollen Titel “Le Coeur léger le sentiment d'un travail bien fait” gibt eine grobe Richtung vor – gemütlich schiebender Beat, jazzige Bassline und dazwischen kurze, schreiende Bläser. Mit “Dinge” folgt im direkten Anschluss der geheime Hit des Albums – endlose, hinreißende Soundscapes, darüber die beiden Stimmen von Andreas Spechtl und Station-17-Sänger Siyavash Gharibi, die uns ihre Losungen ins Ohr zaubern. Bei der Upbeat-Nummer “Schaust du” liefert Andreas Dorau den Gesang und beschreibt auf sympathische Art die post-kapitalistische Perversion, die wir “soziale Medien”nennen.Wer sich einmal der positiven Magie der neun Tracks auf “Blick” ausgesetzt hat, wird unausweichlich feststellen, welch starke, aufrichtige Kräfte in der Musik von Station 17 schlummern. Sie machen das Beste mit dem Hörer, was Musik überhaupt zu tun vermag – ein bisschen glücklicher. (Text: Julian Bätz)

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STATION 17: Blick STATION 17: Blick
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barner 16 - Komplett 2

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Die zweite Kompilation, auf der sich die komplette Bandbreite des Künstlernetzwerkes barner 16 vorstellt!

Format: Schallplatte-LP (Compilation)
Jahr: 2018
Label: Mistunes, MISI004

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We Are The World

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Ein Veröffentlichung vom Sonic Protest Festival
mit einem Lied aus der barner 16 vom Kollektiv Barner 16: "Graue Welt" (Studio Version)

 

Format: 2×LP-Vinyl (Compilation)
Jahr: 2019
Label: Sonic Protest, SonicProLP002

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kUNDEkOENIG: Don't Call

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Format: Vinyl-LP (Album)
Jahr: 2013
Label: 17records, 17rec. 018lp

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STATION 17: Fieber

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Format: Vinyl-LP (Album)
Jahr: 2011
Label: 17records, 17rec. 014

Station 17 haben seit ihrer Gründung 1988 eine lange, weite und vielschichtige Reise hinter sich. Von frühen Momenten, die an abstrakte Hamburger Schulen erinnerten, über Kollaborationen mit einer Vielzahl von Elektronik- und HipHop-Musikern bis zum heutigen Status, den Gitarrist und Bassist Peter Tiedeken wie folgt beschreibt: „Es geht nur um die einzelnen Künstler und wie die Gruppe die Stärken der einzelnen Mitglieder nutzt. Wir sind eine heterogene Gruppe, die unterschiedlicher in den Geschmäckern kaum sein könnte. Das erzeugt eine Vielzahl an Klangfarben und Nuancen, die man in anderen Bands wohl niemals findet.“
Die Kernidee seit dem letzten Album „Goldstein Variationen“, zu dem sich die Band komplett neu formierte, ist: Jedem eine Plattform zu bieten, um sich so individuell und charakterlich spezifisch wie möglich auszuleben. „Man braucht immer einen, der dich spiegelt in deinen Ambitionen, dich womöglich auch konterkariert. Umso spannender wird das, wenn dies nicht nur ein Spiegel ist, sondern gleich fast ein ganzes Dutzend.“ Das Ergebnis ist: Man wird ständig mit Ideen konfrontiert, auf die man selber niemals käme. So entstehen die besonderen Momente, wie man sie in Reihe auf „Fieber“ findet. „Es ist sehr schön, in einer Gruppe zu musizieren mit Menschen, die sich überhaupt keine Songstrukturen merken können oder wollen“, so Peter. „Man hat dadurch gar keine andere Möglichkeit, als zu improvisieren. Das ist das Spannende: Man wird gezwungen, die Kontrolle zu verlieren und auf jede Form von gewohnter Struktur zu verzichten.“
In der jetzigen Besetzung gibt es Fachleute für jeden Bereich – da sind reine Techniker in der Band, pure Instrumentalisten, echte Songwriter und solche, die sich den zahlreichen Instrumenten auf eine eher spielerische Weise nähern.“ Durchgehend selbst produziert, entstand „Fieber“ unter hippiemäßigsten Bedingungen auf einem alten Landhof im Wendland – komplett mikrofoniert, randvoll zugestellt mit Instrumenten, Gerätschaften, Soundtools, die jederzeit für jeden bereit standen, um sich und seine Kreativität auszuprobieren. So findet sich auf „Fieber“ nun alles, was diese Zeit im Wendland prägte: Jedes Geräusch, das entstand, Störche, schaukelnde Menschen, die sommerliche Insektenplage des Landlebens, Stubenfliegen im Aufnahmeraum – jeder einzelne Moment konnte so Musik werden. Teils verfremdet und durch Klangschleifen gejagt, aber trotzdem: Die purste Version einer ‚Momentaufnahme’, wie sie jede gute Platte beinhalten sollte. Ein Haus, das Musik wird. Dank ihrer Bewohner.
14 Tage lang wurde auf diese Weise völlig ungehemmt drauflos gejammt. „Das hat einerseits einen extremen Druck erzeugt, in zwei Wochen ein komplettes Album aus dem sprichwörtlichen Nichts heraus zusammenbekommen muss. Andererseits entstand auf diese Weise ein Werk aus reiner Intuition, das so niemals reproduzierbar ist.“ Der ultimative spontane Clash der Ideen, ohne Vorgaben oder Ansprüche des einzelnen, ohne einengendes Albumkonzept oder festgelegte Visionen – und auch ohne die Frage, ob das alles richtig ist, was gerade geschieht.
Natürlich wurden diese Jams geschnitten und verdichtet – doch auch hier gingen sie anders vor als üblich. Peter: „Immer dann, wenn Musiker denken, sie seien am schwächsten, sind sie oftmals am stärksten. Aus diesem Grund haben wir die Jams von hinten nach vorne geschnitten – das Ausufernde, kaum noch Greifbare zuletzt, die Verdichtung zuerst. Jetzt bilden die letzten zwei Minuten einer Jam häufig den Anfang der Songs.“ Denn in diesen letzten Minuten fanden sich oft die Kernthesen, das melodiöse Thema, kurz: das ‚Auf den Punkt bringen’ aller vorheriger Spielerei und Improvisation.
So kommt es auch, dass „Fieber“ erstmals ein über weite Strecken instrumentales Station 17 Album geworden ist: Gesänge entstanden nur dann, wenn jemand aus der Gruppe spontan etwas mit seiner Stimme improvisieren wollte. Wollte keiner (und das war meistens der Fall), gab es eben auch keine Vocals. Die Texte, die sich jetzt auf der Platte finden, sind Unterhaltungen, eruptiver Dadaismus oder spontane Kommentare zu einem nebenbei laufenden surrealen Film. Emotionen: ja, gern.
Botschaften: Nein, bitte auf keinen Fall.
Sagt da jemand gerade Krautrock? Ja, warum nicht: Unmittelbarer und unverfälschter als hier hat man die Ideale dieser spannenden deutschen Musik der 70er wohl seitdem nicht mehr auf Platte gebannt gehört. „Auch wenn das Genre als solches ja kaum zu greifen ist. Was haben Can, Kraftwerk und Neu! stilistisch schon miteinander zu tun? Aber prinzipiell gefällt uns eben diese Offenheit im Ansatz an Musik, die wir für ‚Fieber’ gern adaptiert haben. Zugleich gibt es auch Berge anderer Musik, die uns inspiriert haben. Nur typische Rocksongs: Die haben für uns keine Bewandtnis mehr.“
So treffend das beschrieben ist, so treffend ist auch der Titel: Man hört diesen elf Klangentwürfen – sie Songs zu nennen, würde zu kurz greifen – ihr Fieber in jeder Sekunde an. Es ist fiebrig gespielt, fiebrig erdacht, wie im Wahn zusammen addiert; es flirrt die Luft dank punktgenauer kleiner Dissonanzen und seltsamer Störgeräusche, es ist Musik, die durch das Zimmer simmert wie Staubatome im Sonnenlicht: Überall ist was, man sieht es, man spürt es – greifen kann man es hingegen nicht. Perfekt gemischt und in Stimmung gebracht wurden diese Musik-Gefühle hinterher größtenteils von einem Meister seines Fachs: Tobias Levin.
Wo „Goldstein Variationen“ mit seiner damals runderneuerten Bandbesetzung, mit mehr als 30 Gastmusikern und einer totalen Offenheit die Gelegenheit für Inspiration, Reflexion und Erweiterung
des eigenen Kosmos bot, ist „Fieber“ in gewisser Weise das Gegenstück: Das ‚Do-it-Yourself-Prinzip’ in höchst spannender, weil eben auch gewollt abstrakter Weise. „Fieber“ ist eine totale Ego-Platte, in aller guten Bedeutung des Wortes. Während der Arbeit haben wir nur an uns gedacht. Jetzt, wo wir auch an den Hörer denken, können wir nur hoffen, dass er die Transformation dieser Band zu etwas völlig Neuem mitgeht. Es wird sehr spannend sein, genau diese Transformationen alter und neuer Fans im Konzert zu beobachten. Denn grundsätzlich gilt: Glück und Unglück einer Idee liegen bei Station 17 immer ganz nah beieinander. Mit diesem Album haben wir allerdings verdammt viel Glück gehabt.“ [Text: Sascha Krüger]
 

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STATION 17: Goldstein Variationen #05

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Format: 12"-Vinyl (Maxi)
Jahr: 2008
Label: 17records, 17rec. 008

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