Havelländische Malerkolonie

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Der Schwielowsee, eine Havelbucht zehn Kilometer südlich von Potsdam, und seine umliegenden Dörfer Caputh, Flottstelle, Ferch, Petzow, Baumgartenbrück und Geltow blieben lange Zeit nur mit dem Dampfschiff erreichbar. Das jährliche Baumblütenfest in Werder zog ab 1879 tausende Besucher an, die von Berlin und Potsdam auf dem Wasserweg die Inselstadt mit Zwischenstopp am Schwielowsee anliefen. Erst im Jahre 1908 erhielt man mit der Eisenbahnlinie Potsdam-Wildpark über Caputh und Ferch-Lienewitz nach Beelitz neue Anschlüsse. Besonders Ferch an der südlichen Spitze des Schwielowsees blieb lange unentdeckt. Bis 1928 gab es keine befestigten Straßen. Stroh gedeckte Bauernkaten, verwinkelte Gassen und alte Obstwiesen prägten lange Zeit den stillen Ort. Noch 1926 hieß es in einem Reiseprospekt: „Äußerst mangelhafte Verbindungen schlossen es ab. Fremde kamen nur vereinzelt, bis ein Kunstmaler Ferch entdeckte, und seine Freunde nach sich zog, so dass hier, vergleichbar den Anfängen von Worpswede, eine Malerkolonie entstand, der namhafte Künstler entstammen, die die Eigenart der Fercher Natur in teilweise berühmten Bildern festhielten. Noch heute leben hier einige jener Künstler, von der Schönheit der Natur festgehalten, als treue Fercher Bürger. […] Weltverloren fristete der Ort ein abgeschiedenes Dasein.“ Die Einsamkeit des Ortes und die Stille des Schwielowsees zog vor allem Berliner Maler an. Während der Westen Berlins immer mehr Zuwachs genoss und wohlhabende Landhauskolonien in Grunewald, Lichterfelde, Nikolassee und Wannsee entstanden, blieb das Leben am Schwielowsee bescheiden. Noch hatte der Ausflugsverkehr Ferch nicht erreicht. Grundstücke am Wasser und fast 300-jährige Bauernkaten waren günstig zu kaufen. Eine Vielzahl junger Künstler nutzte die Gelegenheit und erwarb zwischen 1900 und 1910 Grund und Boden. Pläne für den Bau oder Umbau von Häusern und Anträge für die Erweiterung bestehender Fischerhäuser durch Atelierräume belegen den Zuzug. Dieser konzentrierte sich anfangs insbesondere auf Ferch und erfasste nach und nach die gesamte Region am Schwielowsee bis Werder. Quellen und Zeitungsartikel aus den 1920er Jahren und später berichten von dem „Malerdorf Ferch“, der „Malerkolonie Ferch“ bzw. der „Künstlerkolonie Ferch“ . Vor allem in dem kleinen Ort entstand bald eine hohe Dichte an Malerhäuschen, die, im Gegensatz zu anderen neuen Berliner Künstlervillen, eher klein und einfach blieben.
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